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Digitale Souveränität

Erfolgsfaktor in Business-Ökosystemen

 

Warum digitale Souveränität in der vernetzten Welt eine unverzichtbare Aufgabe ist

Werden Unternehmen Teil eines Business-Ökosystems, haben sie die Chance, mit ihren Partnern neue Kundenbeziehungen aufzubauen, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Die Entscheidung, sich in digitalen Räumen zu vernetzen, kann jedoch nicht nur den Zugang zu wertvollen Kontakten, Informationen oder Angeboten ermöglichen, sondern auch eine Abhängigkeit schaffen, aus der man sich nur schwer wieder lösen kann. Die Teilnahme erfordert also die bewusste Abwägung von Nutzen und Risken, die sich je nach Art des Ökosystems unterscheiden.

Business-Ökosysteme zwischen Abhängigkeit und Souveränität

Business-Ökosysteme lassen sich grundsätzlich in dezentrale und zentrale Ökosysteme unterscheiden. Die Gefahr, in Abhängigkeiten zu geraten, besteht vor allem in der zentralen Variante. Ein klassisches Beispiel hierfür ist der Vertrieb eigener Produkte über große Handelsplattformen wie Amazon. Für die Teilnehmer erleichtert die Plattform den Zugang zu neuen Kunden. Das Ökosystem wird aber von einem zentralen Unternehmen dominiert, das Vorgaben zu Technologien, Logistik, Datennutzung oder Kostenstrukturen machen kann. Dies schränkt die Entscheidungsfreiheit der Teilnehmer ein, schmälert ihre Margen und erschwert eigene Innovationen.

Auch zentrale Ökosysteme können für Unternehmen durchaus gewinnbringend genutzt werden. Entscheidend ist dann jedoch, sich die Abhängigkeiten, die sich aus der eigenen Rolle ergeben, bewusst zu machen und vor der Teilnahme alle damit verbundenen Risiken und potenziellen Nutzen abzuwägen. Es geht um die Frage, unter welchen Umständen es sich lohnt, den Preis der Souveränität zu zahlen.

Demgegenüber sind dezentrale Ökosysteme von vornherein so gebaut, dass alle Akteure gleichberechtigt agieren. Ein Beispiel hierfür ist die Zusammenarbeit von Versicherern mit Anbietern von Mehrwertservices wie Smart Home-Lösungen oder Sicherheitssystemen, mit dem Ziel, ein attraktives Gesamtpaket für die Kundschaft zu schnüren und Schadensrisiken zu reduzieren.

In dezentralen Ökosystemen basiert die Zusammenarbeit auf Vertrauen und einem gemeinsamen Mindset, auf Interoperabilität und einem offenen, aber sicheren und selbstbestimmten Datenaustausch. Nach diesem Prinzip müssen Unternehmen

  • frei über ihre Geschäftsprozesse und die eingesetzten Technologien entscheiden können.
  • Integrität, Sicherheit und Zuverlässigkeit von sowohl der technologischen Infrastruktur als auch der Datennutzung gewährleisten.
  • alle regulatorischen Anforderungen erfüllen.

Denn nur so können informierte, selbstbestimmte Entscheidungen getroffen und vertrauensvolle Kooperationen gewährleistet werden. Genau diese Aspekte umfasst das Konzept der digitalen Souveränität.

Bestandteile digitaler Souveränität

Die Teilnahme an Ökosystemen setzt also eine ganzheitliche Auseinandersetzung mit der eigenen digitalen Souveränität voraus. Was bedeutet das genau?

Das Konzept setzt sich aus den drei Dimensionen der technologischen Souveränität, operativen Souveränität und Datensouveränität zusammen.

Bestandteile digitaler Souveränität: technologische Souveränität, operative Souveränität und Datensouveränität

Für die Teilnahme an Ökosystemen sind die Säulen nicht unbedingt gleich bedeutend, sondern je nach Rolle, Ziel und Kontext unterschiedlich gewichtet.

Da viele Ökosysteme auf den Austausch von Daten setzen, ist Datensouveränität in diesem Kontext oft der kritischste Faktor. Teilnehmende Unternehmen müssen sicherstellen, dass Nutzungsrechte, Zugriffsmöglichkeiten und Schutzmechanismen klar geregelt sind. Ansonsten besteht nicht nur das Risiko eines Kontrollverlusts, sondern auch von Reputations- oder Compliance-Schäden. Das gilt insbesondere dann, wenn unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen (z. B. DSGVO) greifen oder sensible Kundendaten verarbeitet werden.

Doch auch die technologische Anbindung an ein Ökosystem kann Auswirkungen auf ein Unternehmen haben – etwa durch proprietäre Schnittstellen oder Plattformen, die spätere Wechsel oder Weiterentwicklungen erschweren oder verteuern.

Die operative Souveränität kann, wie eingangs beschrieben, in zentralen Ökosystemen besonders ins Gewicht fallen, da Unternehmen im schlimmsten Fall die Fähigkeit verlieren können, ihre Prozesse flexibel zu gestalten und ihre Rolle im Ökosystem aktiv weiterzuentwickeln.

Grundsätzlich geht es bei der digitalen Souveränität nicht darum, in jeder Dimension die volle Kontrolle zu haben oder alle Aufgaben selbst zu übernehmen. Entscheidend ist, bewusste Gestaltungsentscheidungen zu treffen und diese jederzeit anpassen zu können. Denn die Unabhängigkeit in jeder Dimension muss mit den Kosten und der Leistungsfähigkeit in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden. Es ist nicht möglich, alles gleichzeitig zu maximieren. Abhängigkeiten können daher sinnvoll oder notwendig sein. Sie sollten jedoch bewusst eingegangen und gemanagt werden.

Wer souverän handeln will, muss die eigene Rolle und Zielsetzung im Ökosystem klar verstehen – und darauf aufbauend die richtigen Leitplanken setzen. So können Unternehmen die Voraussetzungen für vertrauensvolle Partnerschaften, datengetriebene Wertschöpfung und langfristige strategische Flexibilität schaffen.

Digitale Souveränität als Frage der Haltung

Die Frage nach der digitalen Souveränität und der Offenheit für dezentrale Ökosysteme ist nicht nur eine unternehmensinterne Angelegenheit. Der politische und sozioökonomische Raum, in dem wir uns heute bewegen, macht sie zunehmend zu einer Frage der Haltung und der Wettbewerbsfähigkeit. Unternehmen haben die Chance, eine attraktive Alternative zu dominanten, zentralisiert agierenden Giganten aus Asien und Amerika zu bieten – vorausgesetzt, sie entwickeln Lösungen, die auf der Unabhängigkeit aller Beteiligten basieren und sich an europäischen Werten und ethischen Standards orientieren. Damit erzielen sie Wettbewerbsvorteile und stärken zugleich den Wirtschaftsstandort und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und Europas.

Zahlreiche Entwicklungen auf deutscher und europäischer Ebene fördern derzeit die Entstehung dezentraler Ökosystemen und die digitale Souveränität der Marktteilnehmer. Beispiele hierfür sind:

  • Das Mobilitätsdatengesetz soll regeln, in welcher Form Unternehmen künftig Reise- und Verkehrsinfrastrukturdaten bereitstellen müssen.
  • Mit Catena-X entsteht ein dezentrales und kollaboratives Datenökosystem mit Fokus auf die Automobilbranche.
  • Die EU-Richtlinie Financial Data Access (FIDA) schafft die Grundlage für ein offenes, kundenfreundliches Finanzdaten-Ökosystem.

Fazit

Es geht heute nicht mehr darum, sich für oder gegen die Teilnahme an Business-Ökosystemen zu entscheiden. Ohne Teilnahme ist erfolgreiches Wirtschaften auf Dauer kaum möglich. Vielmehr kommt es darauf an, durch digitale Souveränität die Voraussetzungen für langfristigen Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit in einer vernetzten Wirtschaft zu schaffen.

Viele Unternehmen beschäftigen sich bereits mit dem Konzept der digitalen Souveränität, aber zu selten ganzheitlich. Angesichts der enormen Potenziale, die Ökosysteme bieten, der zahlreichen Initiativen, die ihre Entstehung vorantreiben, und nicht zuletzt ihrer Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas gilt es, dies zu ändern. Unternehmen müssen die digitale Souveränität strategisch und ganzheitlich angehen und dabei technologische Ressourcen, IT- und Geschäftsprozesse sowie Daten berücksichtigen.

Der ideale Ansatzpunkt für diese Auseinandersetzung ist gegeben, wenn sich Unternehmen ohnehin mit der Teilnahme an Ökosystemen, dem Aufbau von Partnerschaften oder der Compliance mit aktuellen Gesetzesinitiativen beschäftigen. Die msg advisors unterstützen dabei, diese Herausforderungen vor dem Hintergrund der digitalen Souveränität zu beleuchten und einen ganzheitlichen Blick zu gewinnen. Sie können den Status quo der digitalen Souveränität im Unternehmen ermitteln, bewerten und gezielt optimieren. Nur so können die Potenziale ausgeschöpft werden und Unternehmen auch in Zukunft schnell auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren.

Lese-Empfehlung: Digitale Souveränität für Versicherungen

Beltios, das zur msg-Gruppe gehörende Beratungsunternehmen für die Versicherungswirtschaft, hat gemeinsam mit dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) die Bedeutung digitaler Souveränität in der Versicherungsbranche untersucht. Die Studie beleuchtet die konzeptionellen Grundlagen digitaler Souveränität, relevante Perspektiven für die Versicherungswirtschaft und praxisnahe Anwendungsbeispiele.

Deckblatt der Studie Digitale Souveränität für die Versicherungswirtschaft

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